Tag 4: Von Hamburg nach Friedrichstadt (Jugendherberge)

Heute ist nicht Annes Tag. Erst hat sie sich beim Brot schneiden in den Finger gesäbelt und dann auch noch den ersten Unfall gebaut und es wurde alles noch viel schlimmer.

Aber fangen wir mal chronologisch an. Wir sind heute schon um 5:30 aufgestanden nach 9 Stunden Schlaf. Heute sind wir mit ausreichend vollem Bauch gestartet. Vor uns liegt die längste Etappe der Tour mit 135 km (die später noch zu 143 km werden sollen).

Ab 7 Uhr kämpfen wir uns durch Hamburg. Die Fahrradwege in der Innenstadt sind wirklich schön und das Netzt gut ausgebaut, aber am Rand der Stadt wird es merklich schlechter.

An einer Baustelle überqueren wir mit einer Behelfsbrücke einen Graben, dabei fädelt Anne mit dem Lenker am Geländer ein und legt sich auf die linke Seite. Glück gehabt, nur eine Abschürfung am Ellenbogen und blaue Flecken auch am Oberschenkel.

Voll mit Adrenalin geht es also weiter, wir haben ja noch einige Kilometer vor uns und müssen bis 19 Uhr in der Jugendherberge Friedrichstadt sein.

Unsere Route führt vorbei an dem netten Örtchen Horst, das zum Titelthema der heutigen Etappe wird. Hier gibt es eine Horst-Pizzeria und viele andere schön benannte Läden.

In Heiligenstedten fahren wir über eine Klappbrücke, die zum Glück gerade geschlossen ist. Nur für ein Foto (Micha besteht darauf) halten wir kurz an.

Einige Kilometer später erreichen wir den Nord-Ostsee-Kanal. Eine imposante Eisenbahnbrücke führt hier in einigen Metern über den Kanal. Auf uns wartet eine Fähre, aber wir beschließen dem regen Treiben erst einmal zuzugucken und uns am Imbiss unser Mittagessen zu kaufen. Der super nette Wirt fragt ob er noch unsere Flaschen auffüllen soll, das Angebot nehmen wir gerne an.

Die Passage über den Nord-Ostsee-Kanal ist, seit dieser erbaut wurde, kostenlos. Im Juni 1895 wurde der Kanal von Kaiser Wilhelm II als Kaiser-Wilhelm-Kanal eröffnet. Der 1748 fertig gestellte Eiderkanal war das Vorbild dazu. Erst seit 1948 heißt er Nord-Ostsee-Kanal.

Auf der anderen Kanalseite freuen wir uns über eine saubere öffentliche Toilette, die das Wasserschiffahrtsamt hier bereit stellt. Lediglich das Klopapier fehlte – zum Glück sind wir mit unserem Ortlieb T-Pack bestens ausgestattet.

Ortlieb T-Pak

Die Routenführung, für die wir die App Komoot nutzen, hat heute nicht optimal funktioniert. Wir sind einige Umwege gefahren und mussten häufig auf die integrierte Karte schauen um zu verstehen, dass die App mit „rechts/links halten“ geradeaus fahren meint oder „links halten“ rechts abbiegen bedeutet. Bei einer solchen vagen Aussage -wir haben mittlerweile ein Gespür dafür entwickelt- wollte Micha sein Handy aus der Lenkertasche nehmen, die allerdings nicht richtig verschlossen war, sodass sein Handy bei 25km/h ohne Hülle ungebremst auf die Straße fiel. Das Display ist dabei zersprungen, zum Glück funktioniert es aber noch.

Mein Smartphone ist kaputt

Wegen des kleinen Unfalls und dem kaputten Smartphone verdunkelt sich die Laune kurzzeitig. Durch geschulten Blick entdeckt Anne einen mobilen Eiswagen am Straßenrand. Der Fahrer hat an der Stelle eigentlich nur eine kurze Pause eingelegt – war aber bereit uns direkt mit einem leckeren Eis zu versorgen.

Unterwegs ein Eis bei Mario

Statt das Eis im Stehen zu genießen hat Anne das Eis im Liegen genossen. Dabei hat sie allerdings alle Physik außer Acht gelassen. Kein Problem, denn bei fortlaufender Wärmeeinwirkung auf das Eis stürzte es aus der Waffel auf Anne und versaute ein wenig Haare und Weste. Natürlich hat sie es trotzdem zu Ende gegessen, dann allerdings im Stehen.

Anne und Micha beim Eis essen

In Friedrichstadt haben wir die Jugendherberge bezogen. Leider gibt es hier nur Fahrradständer auf der Rückseite des Gebäudes und keinen Fahrrad-Raum oder Fahrrad-Keller. Wir lassen unsere Fahrräder ungern ungeschützt draußen stehen – geht aber leider nicht anders. Das aufziehende Unwetter mit Gewitter und Starkregen hat sie also einmal gewaschen.

Vor dem ersten Tropfen des Unwetters gehen wir in die Stadt zum Essen. Das vorher rausgesuchte Restaurant direkt neben dem Fluss-Freibad ist leider geschlossen. Wir laufen also weiter durch das niederländische Städtchen.

Friedrichstadt wurde 1621 von Herzog Friedrich III. gegründet. Es sollte eine Handelsmetropole werden, dazu holte er niederländische Bürger und gewährte ihnen Religionsfreiheit.

Die lokale Pizzeria war leider komplett ausgebucht. Nach einem Eis haben wir mit 10 minütiger Wartezeit einen Tisch in der Holländische Stube ergattern können.

Holländische Stube
Burger in der holländischen Stube

Wir beziehen die Betten in der Jugendherberge mit der typischen Bettwäsche – Laken ohne Spanngummi und zu kleiner Kissenbezug – und legen uns total platt hin und schlafen direkt ein. Von dem lauten Gewitter mit Starkregen bekommen wir nur wenig mit.

Gesamtstrecke: 140214 m
Download file: 2020-06-28_209806369_Nach Friedrichstadt.gpx

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